Zum Namen des Bootes:
"Sein Name klingt hell und schmetternd wie eine Trompetenfanfare, in die rollender Trommelwirbel
einfällt. Wir brauchen ihn nur zu hören oder auszusprechen, und sogleich steigt aus der
Grabesnacht versunkener Jahrhunderte der Musketier des Königs empor, schüttelt Staub und Moder
von Federhut und Samtwams; sporenklirrend tritt er keck ans Licht unserer Zeit und fragt, auf
den Knauf seines guten Schwertes gestützt, herausfordernden Blickes nach unserem Begehr.
- Doch er erscheint nicht allein - ihn begleiten seine drei unzertrennlichen Kameraden und
Freunde Athos, Porthos und Aramis, die Sekundanten seiner zahllosen Duelle und Abenteuer,
die ihm durch Leben und bis übers Grab hinaus treue Gefolgschaft leisteten. Nun ist das Kleeblatt
fertig: Das Lilienbanner bauscht sich im Winde, Degen klirren, und die atemlose, wilde Jagd der
drei Musketiere beginnt."
Friedrich Wencker-Wildberg, 1919
Stolz, bewundert, angesehen und gefürchtet wirst Du durchs Leben gehen, die höchsten Ehrenstellen
am Hofe und im Heer werden sich Dir öffnen, und Seine Majestät wird Dir allzeit mit königlicher
Gnade und Huld gewogen sein."
Wenn sie den Namen "d'Artagnan" hören, denken die meisten Menschen an den berühmten Helden aus
dem Abenteuerroman von Alexandre Dumas. Wenige wissen, daß sein Vorname "Charles" lautete und
kaum einer weiß, daß es diesen stolzen, gewitzten Gascogner tatsächlich gegeben hat.
Charles d'Artagnan de Batz-Castelmore wurde 1623 (zu dieser Zeit ist er in Dumas' Roman bereits
achtzehn Jahre alt) als jüngstes von acht Kindern zu Schloß Castelmore bei Lupiac in der Gascogne
geboren. Sein Vater war Bertrand II de Batz-Castelmore, seine Mutter Francoise de Montesquiou
d'Artagnan.
1640 - mit siebzehn Jahren - verließ er sein Elternhaus, um nach Paris zu ziehen und sich dort
den Musketieren des Königs anzuschließen. Er sollte nie wieder in seine Heimat zurückkehren.
Sein großes Vorbild war Monsieur de Trèville, der ebenfalls mittellos nach Paris gekommen war
und eine glanzvolle Karriere bei Hofe gemacht hatte, sein erklärtes Ziel war es, den Marschallstab
zu erlangen. An seinem ersten Tag in Paris lernt er Landsleute von ihm kennen: Porthos, Aramis
und Athos, mit denen gemeinsam er sein erstes Duell ausfechtet - gegen vier Gardisten des
Kardinals. Einen Tag später wird er Ludwig XIII vorgestellt, der tapfere Kämpfer verehrt.
Er wird zunächst in die Französische Gardekompanie aufgenommen, wo er sich schnell mit seinem
Mut und seinem Draufgängertum einen Namen macht.
Während seiner ersten vier Jahre in Paris sterben zuerst der große Kardinal Richelieu und
wenig später Ludwig XIII. Sein Sohn - der spätere Sonnenkönig - ist erst sechs Jahre alt.
Anna von Österreich übernimmt die Regentschaft für ihren Sohn, doch in Wahrheit ist es
Kardinal Mazarin, der Frankreich regiert. 1644 zieht d'Artagnan in den Krieg gegen die Spanier,
in dem er tapfer kämpft. Zur Belohnung für seine Waffentaten wird er endlich zu den Musketieren
versetzt.
Kurz darauf zieht er wieder in den Krieg, diesmal nach Flandern, wo er sich wiederum tapfer
schlägt. Kurze Zeit nach seiner Rückkehr aus dem Feldzug tritt er in die Dienste Mazarins
- als Kurier und Geheimagent. Zur Belohnung für seine guten Dienste gibt Mazarin ihm schließlich
drei Jahre später einen Posten als Leutnant bei der Garde, da die Kompanie der Musketiere
angeblich aus finanziellen Gründen aufgelöst worden war. In Wirklichkeit vertrug Mazarin sich
nicht mit Treville.
Am 15. Februar 1654 bekommt er nun endlich sein Patent als Kapitän der Garde - die lang
ersehnte Beförderung. Doch die Sache hat einen Haken, diese Beförderung wird ihn 20.000
Franken kosten. Geschickt wie er nun mal ist, kratzt er diese Summe zusammen und wird endlich
Kapitän der Französischen Garde.
Weiterhin ist er jedoch für den Kardinal als Spitzel tätig und diese Unternehmungen bringen
ihn schließlich für sechs Wochen unschuldig in die Bastille. Kaum hatte man ihn dort herausgeholt,
stürzt er sich wieder für drei Jahre in den Krieg. Mit seinen Kompanien kämpft er unter dem
großen Turenne in Flandern gegen die Spanier.
Im Januar 1657 schließlich wird die Kompanie der Musketiere neu gegründet. Der König
höchstpersönlich ist ihr Kapitän. D'Artagnan bekommt in der neuen Kompanie den Rang eines
Unterleutnants. Die Musketiere tragen blaue Uniformen mit dem goldenen Kreuz und den drei
Lilien des Königshauses Bourbon. Sie reiten graue Pferde, weshalb sie schnell "Graue
Musketiere" genannt werden.
Die berühmteste Tat des historischen d'Artagnans ist die Verhaftung des Finanzministers Fouquet,
den er 1661 nach einer Konferenz festnimmt und zunächst nach Angres und dann in die Bastille
bringt. Drei Jahre muß er ihn dort bewachen, bis endlich eine Order des Königs ihn an den Hof
zurückruft, wo er sich bald darauf mit einer überaus eifersüchtigen Frau verheiratet.
Diese Ehe bringt zwei Söhne hervor, geht aber dennoch bald in die Brüche.
Am 15. Januar 1667 wird er dann endlich vor versammelter Mannschaft im Hof des Louvre zum
Kapitän der ersten Kompanie der Musketiere ernannt, eine Ehre, die sonst nur hochstehenden
Edelleuten des Königreiches gewährt wird.
Als er dann mit seiner Kompanie in den Krieg nach Flandern zieht, wird er vom König
zum Brigadegeneral der Kavallerie ernannt. In diesem Krieg erfüllt sich 1673 schließlich
auch sein Schicksal. Beim Sturm auf die Stadt Maastricht, der für die Franzosen siegreich
endet, streckt eine Kugel Charles d'Artagnan nieder. Er hatte also den Tod gefunden, den er
sich stets gewünscht hatte.
Zu seinen Lebzeiten stand der stolze d'Artagnan beim Sonnenkönig und auch beim Volk in
hoher Gunst, er war beliebt, berühmt und tapfer, umso trauriger ist es, daß er in der
heutigen Zeit fast völlig vergessen ist und nur in ein paar verstaubten historischen
Abhandlungen ab und zu einmal erwähnt wird.